Programm






SAMSTAG, den 26. Oktober 2019

10:00                 Ankommen, Kaffee im Café Desasta
10:30                 Begrüßung und Auftakt: Gewerkschaftsarbeit in die eigenen Hände nehmen
11:45–13:45      Workshop-Phase I

13:35–14:45      Mittagessen

14:45–16:45     Workshop-Phase II

16:45–18:00     Pause

18:00-19:30      Plenum: Schwung in die ArbeiterInnenbewegung bringen - aber wie?

20:00                 Abschluss und Kulturprogramm

Filmvorführung: Luft zum Atmen

SONNTAG, den 27. Oktober 2019

10:00–12:00     Workshop-Phase III und Branchentreffen (Post/Logistik, Gesundheit, Bildung) 

12:00–12:30      Pause

12:30–14:00      Abschlusspodium: Gesellschaftliche Fragen im Betrieb aufgreifen






SAMSTAG

10:30 Begrüßung und Auftakt: Gewerkschaftsarbeit in die eigenen Hände nehmen
           (Raum 114 / Arnold-Bode-Str. 8)



11:45–13:45 Workshop-Phase I


Organisieren im Bildungs- und Erziehungswesen  (Raum 1102 / Arnold-Bode-Str. 10)
In den letzten Jahren haben befristete Verträge, Arbeitsverdichtung und Arbeitsdruck im Bildungs- und Erziehungswesen enorm zugenommen. In unserem Workshop wollen wir verschiedene Arbeitskämpfe in Schule, Hochschule und Sozial-/Schulassistenz in Hessen und Berlin zum Anlass nehmen, uns über Strategien auszutauschen; in einem Sektor, der wirtschaftlich wenig Druck entfalten kann und daher verstärkt auf das Organisieren von Kolleg*innen und gesellschaftlicher Solidarität angewiesen ist. Eingeladen sind:
1. Jannis Eicker von der Initiative Uni Kassel Unbefristet, einer Kampagne, die wissenschaftliche und administrativ-technische Kolleg*innen gegen das Befristungsunwesen organisiert
2. Jessica Enders, Betriebsrätin, ver.di-Mitglied und Vertreterin des Forum Assistenz Nordhessen, das Sozial- und Schulassistent*innen für einen Tarifvertrag mobilisiert
3. Christoph Wälz, Lehrer in Berlin, Mitglied im dortigen GEW-Landesvorstand und aktiv in einer Kampagne für Arbeitsentlastung an den Schulen.

Mit offensiver BR-Arbeit Ausgliederungen unterwandern: Das Beispiel Post (Raum 404 / Arnold-Bode-Str. 2)
Als die Post 2015 ankündigte die Delivery Gesellschaften auszugründen, erhoffte sie sich davon noch mehr Angst unter den Beschäftigten, billigere Löhne und Flexibilität bis zum Umfallen. Doch damit kam sie nicht durch. In den ausgelagerten Delivery Gesellschaften gründeten sich Betriebsräte, die einiges durchsetzten bis hin zu beispielhaften Arbeitszeitbetriebsvereinbarungen. Aus der Schwäche wurde eine Stärke gemacht, indem vor Ort Stärke aufgebaut wurde. 2019 entschloss die Post daher die Wiedereingliederung.
Im Workshop erzählen Mike Akinlaton, einer der ersten Betriebsräte bei einer Delivery GmbH, und Andreas Job, Betriebsrat bei der Post.


Zusammenarbeit zwischen Hauptamtlichen und betrieblich Aktiven ermächtigend gestalten: Wege und Probleme (Raum 225 / Arnold-Bode-Str. 10)




Welche Rolle und Aufgaben haben hauptamtliche gewerkschaftlerInnen innerhalb der Gewerkschaftsbewegung? In diesem Workshop wollen wir uns darüber austauschen, wie es uns als Hauptamtlichen innerhalb der Gewerkschaftsbewegung geht. Wie können wir aktive Mitglieder bestmöglich unterstützen und was brauchen wir dafür?
Aus Sicht von Betriebsaktiven wollen wir darüber sprechen, was ihr für Erfahrungen gemacht habt und was eure Erwartungshaltung ist. Bei Bedarf kann auch eine aktivistische Perspektive diskutiert werden - was für eine Rolle können AktivistInnen ausserhalb von Betrieben spielen, die Bündnisse mit Gewerkschaften befördern wollen?

Umgang mit AfD, Standortlogik & Co.   (Raum 104 / Arnold-Bode-Str. 10)
Gesellschaftliche Entwicklungen machen vor dem Werkstor nicht halt, Die Rechte versucht sich auch im Betrieb zu verankern und greift damit den gewerkschaftlichen Grundgedanken der Solidarität und des Zusammenhalts gegen die Geschäftsleitung an. Wie gehen wir damit um? Was, wenn rechte Betriebsratslisten antreten? Was, wenn unsere Gewerkschaft unter Beschuss gerät oder sich rechte Strukturen etablieren? Wie überwinden wir Standortlogik, erreichen die verschiedenen Communities und organisieren uns international?
Mit Aktiven der IG Metall, Daimler Untertürkheim und Christian Krähling, VL Sprecher, Amazon Bad Hersfeld.

Organizing Modul: Handlungsfähigkeit unter Aktiven fördern - Methoden für den Alltag       
(Raum 408 / Arnold-Bode-Str. 2)
Wie bauen wir Gruppen auf, die sich selbst entwickeln und stetig über sich hinauswachsen? Wir bringen ein paar Ideen mit und geben ein Kurz-Training für "Direktes Lernen" - als Handlungshilfe für den Alltag von Organizer*innen und Aktiven.
Mit: Bewegungsschule - Alice Hamdi und Birgitta Wodke




14:45–16:45 Workshop-Phase II

Strategien gegen Union Busting  (Raum 402 / Arnold-Bode-Str. 2)
Wer sich im Betrieb gewerkschaftlich organisiert oder im Betriebsrat kämpferische Positionen vertritt, gerät nicht selten ins Visier der Chefs. Die Maßnahmen reichen von willkürlichen Versetzungen, übler Nachrede und Mobbing bis hin zu Abmahnungswellen und fristlosen Kündigungen. Auch werden ganze BR-Gremien in ihrer alltäglichen Arbeit behindert, indem Informationen verweigert, Schulungen nicht genehmigt und die Rechte des Betriebsrats allgemein missachtet werden. Auf diese Weise sollen Kolleg*innen eingeschüchtert werden, die sich für ihre Rechte stark machen und allein dadurch für die Chefs zum Problem werden. Im Workshop wollen wir uns über Erfahrungen austauschen, die wir im betrieblichen Alltag mit der Behinderung unserer Arbeit gemacht haben. Schwerpunktmäßig wollen wir diskutieren, welche Strategien wir entwickeln können, um uns effektiv gegen Union Busting zu wehren. Welche Bedeutung haben dabei rechtliche Maßnahmen, wann sollten wir die Öffentlichkeit einschalten und wie schaffen wir es eigentlich bei dem ganzen Stress, alle Kolleg*innen mitzunehmen und uns nicht spalten zu lassen?
Mit Sabine Zintel, Betriebsrätin bei Rundum und Vertreterin des Forum Assistenz Nordhessen, und einer Aktiven von Celenus

Durchsetzungsfähig in Betrieb und in der Gewerkschaft: Kämpfe im Krankenhaus (Raum 404 / Arnold-Bode-Str. 2)
Der Pflegebewegung ist es gelungen, das Thema Pflegenotstand auf die politische Tagesordnung zu setzen. Zahlreiche Bündnisse gibt es an verschiedenen Orten. Doch den Anfang bildete der Aufbau von betrieblicher Macht, ausgehend von der Charité wurde das Modell der Tarifberater in weiteren Krankenhäusern deutschlandweit weiter entwickelt. Die Erfahrungen mit ver.di sind dabei ganz unterschiedlich. Was sind die zentralen Lehren? Wie ist der Stand? Und wie gelang es in Betrieb und Gewerkschaft durchsetzungsfähig zu werden?
Mit Thomas Zmrzly vom Uniklinikum Düsseldorf, Benjamin Gampel vom Krankenhaus Augsburg und Aktiven aus der Pflege in Hamburg und Freiburg

Handwerkszeug für die Planung betrieblicher Kampagnen: Das „Worker Association Canvas Modell“
(Raum 225 / Arnold-Bode-Str. 10)
Am Anfang einer betrieblichen Kampagne steht das Bedürfnis etwas verändern zu wollen. Schwieriger ist es jedoch herauszufinden wie man effektiv Gegenmacht aufbauen kann und sich im Planungsprozess nicht verliert. Im Umfeld der weltweiten Basisgewerkschaft Industrial Workers of the World (IWW) haben Kolleg*innen an einem Planungstool gearbeitet um sich einen einfachen Überblick zu verschaffen. Anhand von Kampagnen in der sozialen Arbeit in Bremen und der Systemgastronomie in den USA stellt ein Organizer der IWW die eigene Arbeit dar. Bei Bedarf können wir auch gemeinsam einen solchen Bogen für euren Betrieb/Kampagne ausfüllen. Der englische Erklärungsartikel ist hier online: https://medium.com/@dgorganize/introducing-the-worker-association-canvas-ed42ba323d7f#.ulz5ehpez . Im Workshop arbeiten wir mit der deutschen Übersetzung und kleinen Überarbeitungen.
Teamer: Joschi ist Organizer in der IWW, Sozialarbeiter und wohnt in Bremen. Er war längere Zeit Koordination der Organizing Abteilung der IWW im deutschsprachigen Raum und versucht in seinem eigenen Betrieb Schritte mit Kolleg*innen zu planen.

Organizing Module: Die Apathie von Kollegen überwinden  (Raum 408 / Arnold-Bode-Str. 2)
Du hast öfter das Gefühl, dass deine Kolleginnen nicht daran interessiert sind, etwas an eurem Arbeitsplatz zu verändern? In diesem Workshop lernen wir, (1) wie wir Kollegen helfen, die Apathie zu überwinden und (2) welche Strategien es gibt, um herauszufinden, was deine Kollegen davon abhält aktiv zu werden.
Mit: Clemens Melzer, Teamer OKG

Weniger Arbeitszeit, mehr Leben?   (Raum 104 / Arnold-Bode-Str. 10)
Die Arbeitszeitfrage brennt vielen unter den Nägeln. Letztlich geht es um die Frage, was richtige Antworten auf die Flexibilisierung und Intensivierung unserer Arbeit sind. Für einige ist es eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit, andere argumentieren hingegen, dass es vielleicht eher darum gehen müsste bestehende Arbeitszeitgesetze überhaupt gegen den Flexibilisierungsdruck der Geschäftsführungen durchzusetzen. In diesem Workshop wollen wir zum einen über die generelle Frage diskutieren, ob und wie die Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit Sinn macht, zum anderen, wie die Arbeitszeitinteressen von uns Beschäftigten im Betrieb konkret durchgesetzt werden können.
Beiträge von Tobias Michel (Autor der Schichtplanfibel und lange Zeit im Gesundheitswesen beschäftigt) und Michael Heldt (Betriebsrat im Werkzeugbau und aktiv bei OKG).


ABENDPODIUM 18:00-19:30
Schwung in die ArbeiterInnenbewegung bringen - aber wie?
          Raum 114 / Arnold-Bode-Str. 8
Sozialpartnerschaft adieu – da sind sich viele einig. In unseren Gewerkschaften und Betrieben kommen wir weiter, wenn wir uns im Konflikt durchsetzen statt einfach nur am Verhandlungstisch zu sitzen. Aber wie stärken wir innerhalb der ArbeiterInnenbewegung KollegInnen, gerade wenn unsere eigenen Gewerkschaften zu oft dem Dogma der Sozialpartnerschaft und des CO-Management folgen?
Mit Vertretern von Forum Offensive Gewerkschaftspolitik (Initiative von Hauptamtlichen IGMetallern), Lernen im Kampf, ORKA und OKG.


20:00 Uhr Filmvorführung mit den MacherInnen: Luft zum Atmen
Raum 114 / Arnold-Bode-Str. 8
1972 gründeten ein paar Arbeiter und Revolutionäre bei Opel in Bochum die „Gruppe oppositioneller Gewerkschafter“(GoG). Die GoG existierte über 40 Jahre und hat mit ihrer radikalen Betriebsarbeit den Widerstandsgeist in der Bochumer Belegschaft befeuert.
Als Betriebsräte gaben sie geheime Informationen an die Belegschaft weiter, sie sorgten für achtstündige Betriebsversammlungen, kämpften gegen Krankenverfolgung, organisierten ihren eigenen Bildungsurlaub und versuchten sogar, auf eigenen Faust direkte internationale Solidarität zwischen den verschiedenen General Motors Belegschaften in Europa herzustellen, um sich gegen die Standorterpressungen in den 90er Jahren zur Wehr zu setzen.
Ihre radikalen Aktivitäten kulminierten schließlich im wichtigsten Wilden Streik der deutschen Nachkriegsgeschichte, als die Belegschaft im Oktober 2004 sechs Tage lang das Werk besetzte und die Produktion in ganz Europa lahmlegte.
Ein Portrait von Kollegen, die sich Gehör verschafften. Ihre Praxis einer unbeirrten Betriebspolitik von unten zeigt, dass Widerstand möglich ist. Auch heute. Auch in Großbetrieben.D 2019, 70 min, Regie: Johanna Schellhagen/labournet.tv




SONNTAG
10:00 – 12:00 Uhr Workshopphase III


International organisieren: Das Beispiel Ryanair (Raum 225 / Arnold-Bode-Str. 10)

Noch Ende 2017 galt die Ryanair als gewerkschaftsfeindlichstes Unternehmen der Branche in Europa schlechthin. Keine anderthalb Jahre später unterzeichnet die irische Billigfluggesellschaft mit ver.di einen Tarifvertrag für die rund 1200 in Deutschland stationierten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter – den ersten in der Geschichte des Unternehmers. Diese erstaunliche Wandlung ist in erster Linie Ergebnis der erfolgreichen Kampagne #cabincrewuntited der europäischen Gewerkschaften des Kabinenpersonals und ihrer Dachorganisation ITF (Internationale Transportarbeiter-Föderation). Auch in Deutschland legte das Kabinenpersonal die Arbeit nieder. Binnen eines Jahres war es ver.di und den Aktiven mit Hilfe einer Organizing-Kampagne gelungen, in einer komplett unorganisierten Belegschaft eine Gegenmacht aufzubauen, die es erlaubte zu streiken. Dieser Erfolg wiegt umso stärker, bedenkt man, dass das die FlugbegleiterInnen vor allem aus den krisengebeutelten Regionen Süd- und Osteuropas stammen, überwiegend weiblich, prekär beschäftigt sind und einem der größten Union-Buster unserer Zeit gegenüberstehen. Wir wollen mit Aktiven der #cabincrewuntited über den Weg zu diesem Erfolg sprechen. Wie gelang es, die KolleInnen zu überzeugen, aktiv zu werden? Wie gingen sie mit dem Störfeuer von Ryanair um? Welche Rolle spielte ver.di?

Aktive von Ryanair, Input findet in Englisch mit Übersetzung statt.

Prekär organisieren: Deliveroo, Foodora und Co. (Raum 404 / Arnold-Bode-Str. 2)
Das Geschäft der Essenslieferdienste boomt seit Jahren. Doch für die Möglichkeit der KundInnen nach Feierabend vom Sofa aus das Essen aus den Liebslingsrestaurants zu bestellen, zahlen die Kuriere einen hohen Preis. Wer bei Deliveroo, Foodora (seit April Lieferando) und Co arbeitet, hat weder feste Arbeitszeiten noch ein kalkulierbares Einkommen. Die Bezahlung ist an die Aufträge gekoppelt, die zudem kurzfristig und über eine App vergeben werden. Diese misst auch die Leistung. Das Smartphone ersetzt die Stechuhr. Trotzdem haben sich „Rider“ von Buenos Aires bis Berlin begonnen sich zu organisieren, um mit gemeinsamen Aktionen und Streiks ihre Rechte durchzusetzen. In Köln und anderen Städten wurden bereits Betriebsräte gewählt. Im Februar fand in Hamburg der zweite "Riders Day Germany". Gemeinsam mit AktivistInnen des Zusammenschlusses „Liefern am Limit“ wollen wir uns über die bisherigen Erfolge und Widerstandsperspektiven der neuen Dienstboten“ austauschen.
Mit Orry Mittenmayer von Liefern am Limit und Adam, Rider bei Deliveroo

Neue Management-Methoden – wie umgehen mit „indirekter Steuerung“?  (Raum 104 / Arnold-Bode-Str. 10)
Unsere Chefs werden darin geschult, wie sie uns zum Arbeiten bringen. Früher war dies vor allem durch Autorität und klaren Hierarchien. Eine neuere Führungstechnik ist die der „indirekten Steuerung“. In diesem Workshop wollen wir uns zusammen mit Michael Heldt und Thomas Frischkorn diese Methoden und ihre Auswirkungen genauer anschauen. Wir wollen gemeinsam darüber diskutieren: Wie zeigt sie sich bei euch im Betrieb und wie unterscheidet sich das von vorheriger direkter Steuerung? Vor welche Herausforderungen stellen uns diese Formen indirekter Steuerung als Beschäftigte, als Gewerkschafter*innen und ggf. als Betriebsräte?
Mit Thomas Frischkorn und Michael Heldt


Branchentreffen – Pflege                        (Raum 408 / Arnold-Bode-Str. 2)
Branchentreffen – Bildung                      (Raum 1102 / Arnold-Bode-Str. 10)
Branchentreffen – Post und Logistik    (Raum 402 / Arnold-Bode-Str. 2)


12:30-14:00 Abschlusspodium: Gesellschaftliche Fragen im Betrieb aufgreifen
Raum 114 / Arnold-Bode-Str. 8
Die Interessen der Arbeiterinnenbewegung hören nicht am Werkstor auf. Wie verbinden wir Kämpfe um Klima, Mieten, Gleichberechtigung mit unseren Kämpfen im Betrieb, um gesellschaftliche Kräfteverhältnisse zu verändern?




Ort: Uni Kassel, Arnold Bodestraße 2, 8 und 10
Haltestelle: Holländischer Platz / Universität

Die Veranstaltungsräume sind verteilt auf drei Gebäude. Alle befinden sich in Sichtweite voneinander und  werden mit Schildern markiert sein. Das Cafe Desasta liegt zentral in der Mitte. 
Anmeldung und Informationstisch: Arnold Bodestr. 8

Die Konferenz wird aus Privatspenden und von der Rosa Luxemburg Stiftung gefördert.